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Diese Forderungen sind auf dem jetzigen Diskussionsstand der offenen Planungsgruppe. Kommt zu unseren Treffen und diskutiert mit!

Die miserablen Bedingungen im Bildungswesen führen nicht nur zu Frust, sondern endlich auch zu Widerstand! Bundesweit haben letztes Jahr tausende SchülerInnen gestreikt. Aber auch Kanzlerin Merkel hat das Thema Bildung für sich entdeckt und lud zum Bildungsgipfel. Dort wurde diskutiert, wie das Bildungssystem, das von unserer Politik immer mehr zusammengekürzt wurde, im wirtschaftlichen Sinne »verbessert« werden kann. In unserem Interesse wird nicht gehandelt, deshalb müssen wir selbst für unsere Belange aktiv werden.

In Hamburg gibt es ein Bildungsstreikkomitee, was sich gegründet hat um den bundesweiten Bildungsstreik im Juni 2009 in Hamburg zu organisieren. Wir bestehen aus SchülerInnen und StudentInnen, wünschen uns aber auch eine Begteiligung von LehrerInnen, Auszubildenden und KiTa-Beschäftigten. Auf unseren offenen Treffen planen wir Aktionen zum Schulstreik und diskutieren, welche Forderungen wir der Bildungsmisere entgegenstellen wollen, und wie wir diese durchsetzen können. Aus dem bisherigen Stand unserer Diskussion sind die folgenden Forderungen entstanden. Die vollständige Übereinkunft mit allen Forderungen ist hierbei keine Bedingung zum mitmachen, und komplett sind die Forderungen sicherlich auch nicht. Also komm am besten zu unseren Treffen und diskutier und entwickel mit uns wie »gute Bildung« aussehen könnte!


Forderungen des bundesweiten Bildungsstreik-Netzwerks

Forderungen der Studierenden zum Bildungsstreik 2009 Weltweit ist Bildung im Wandel: Das humanistische Ideal einer zur kritischen Reflexion befähigenden, gemeinwohlorientierten Bildung wird zurückgedrängt. Stattdessen wird Bildung den Bedürfnissen des Marktes angepasst und damit selbst mehr und mehr zur Ware. Global sind es die GATS-Verträge, in Europa der Bologna-Prozess, die den Kern solcher Reformen bilden. Doch weltweit regt sich Widerstand. In diesem Zusammenhang steht der bundesweite Bildungsstreik vom 15. bis 19. Juni 2009. Deshalb fordern wir:

Soziale Öffnung der Hochschulen

- den Abbau von Zulassungsbeschränkungen durch den Ausbau von Studienplätzen!
- die Abschaffung von Studiengebühren und die gesetzlich verankerte Gebührenfreiheit von Bildung!
- die finanzielle Unabhängigkeit der Studierenden – ohne Kredite!
- die Abschaffung jeglicher Diskriminierung, auch in ihrer institutionalisierten Form gegenüber ausländischen Studierenden!

Abschaffung von Bachelor/Master in der derzeitigen Form

- die Abkehr vom Bachelor als Regelabschluss!
- das Ende von Verschulung, Regelstudienzeit und Dauerüberprüfung!
- die Möglichkeit individueller Schwerpunktsetzung im Studium!
- die tatsächliche Umsetzung der Mobilität zwischen den Hochschulen!

Demokratisierung des Bildungssystems

- den Abbau von wirtschaftlichen Zwängen im Bildungsbereich!
- die Mitbestimmung aller Beteiligten im Bildungssystem, u.a. durch Viertelparität in den Hochschulgremien!
- die Einführung verfasster Studierendenschaften mit politischem Mandat in allen Bundesländern!

Verbesserung der Lehr- und Lernbedingungen

- die Umsetzung freier alternativer Bildungskonzepte!
- die Beendigung prekärer Beschäftigungsverhältnisse im Bildungsbereich!
- die Aufstockung des Lehrpersonals auf ein pädagogisch tragbares Niveau! Dazu sind in den nächsten drei Jahren mindestens 8.000 Professuren, 4.000 Mittelbaustellen und 10.000 Tutor_innenstellen neu zu schaffen!
- die Förderung aller Studierenden statt einseitiger Elitenbildung!
- die Einheit von Forschung und Lehre statt der Exzellenzinitiative!

Diese Forderungen werden von vielen Menschen geteilt, weil sie uns der Verwirklichung des Menschenrechts auf Bildung näher bringen. Für eine tatsächliche Demokratie ist unsere Forderung nach einem frei zugänglichen, öffentlich finanzierten und emanzipatorisch ausgerichteten Bildungssystem unerlässlich. Derzeit geht es durch die Ökonomisierung der Bildung in eine andere Richtung: Die Hochschulen sind zunehmend abhängig von der Wirtschaft, ihre Funktion in der Gesellschaft hat sich gewandelt. Das ist kein Zufall! Bildung wird den Gesetzen des Marktes unterworfen; Konkurrenz reproduziert soziale Ungleichheit und Verwertungslogik. Um unsere Forderungen durchzusetzen bedarf es daher letztlich gesamtgesellschaftlicher Veränderung.

Forderungen und Selbstverständnis der Schüler_innen zum Bildungsstreik 2009

Selbstverständnis:

* Die Situation an den Schulen ist miserabel, viel zu große Klassen, soziale Selektion und wachsender Leistungsdruck machen Schule zu einer verhassten Pflichtveranstaltung.
* Im November 2008 gingen bundesweit über 100.000 Schüler_innen für eine ganz andere, bessere Bildung auf die Straßen. Seitdem hat sich im Bildungssystem jedoch noch nichts verändert! Deshalb wird unser Protest auch 2009 weitergehen!
* Wir sind eine freie, unabhängige und überparteiliche Bewegung, welche sich die grundlegende Veränderung des maroden Bildungssystems zum Ziel gesetzt hat. Wir setzen uns zusammen aus lokalen Bündnissen, welche sich bundesweit koordinieren.
* Wir solidarisieren und Vernetzen uns mit Schüler_innen, Studierenden, Auszubildenden, Lehrer_innen, Eltern und allen anderen Bewegungen, die sich für eine bessere Bildung einsetzen!

Forderungen:

* Eine Schule für Alle – Weg mit dem mehrgliedrigen Schulsystem
* Kostenlose Bildung für Alle
* Mehr Lehrer_innen, kleinere Klassen
* Beendet den Einfluss der Wirtschaft auf die Schulen!
* Gegen Schulzeitverkürzung! Wie dem G8-Abitur!
* Schluss mit Repressionen gegen Schüler und Schülerinnen
* Für eine Demokratisierung des Bildungssystems!

Die Forderungen des Schulstreiks aus dem November 2008

Kostenlose Bildung für alle

- Kitagebühren weg
- Büchergeld weg
- Studiengebühren abschaffen
- Förderung in der Schule statt selbstfinanzierte Nachhilfe
Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen, sondern ist ein Recht für alle.


Bessere Ausstattung der Schulen - kostenlose Lehrmaterialien

- Aktuelle Bücher
- Gute Ausstattung von SchülerInnen und Klassenräumen mit Lernmaterialen und funktionsfähigem technischen Equipment
Um ein chancengerechtes Lernen zu ermöglichen braucht es eine kostenlose und gute Versorgung mit Lehrmaterialien und eine gute und aktuelle Ausstattung aller Schulen!


Nein zum Superstress: Weg mit dem 12-Jährigen Abitur

Die Verkürzung der Schulzeit bedeutet derzeit für viele eine Vollzeitarbeitswoche mit 38 Stunden – Lernen wird zum reinen Stressfaktor. Und das nur um dann im Zweifel noch ein Jahr früher keinen Ausbildungs- bzw. Studienplatz zu bekommen.


Ausbildungs- / Studienplätze fü alle

Eine gute Schulausbildung nutzt einem gar nichts, wenn man danach keinen Ausbildungs- bzw. Studienplatz findet. Deswegen sollte jeder die Möglichkeit haben, einen Ausbildungsplatz bzw. Studienplatz zu erhalten, auf den er Lust hat.


Verkleinerung der Klassen auf maximal 20 SchülerInnen - dementsprechend mehr LehrerInnen!

Heute sind Klassengrößen von 30 Schülern und mehr keine Seltenheit. Um auf die individuellen Fähigkeiten und Schwächen der einzelnen SchülerInnen einzugehen, und projekthaftes Lernen umsetzten zu können brauchen wir wesentlich mehr LehrerInnen und kleinere Klassen.


Demokratisierung der Schulen

- SchülerInnen und LehrerInnen sollen gemeinsam die Lehrpläne und den Untericht entwickeln
- Wähl- und Abwählbarkeit des Schulleiters durch die Mehrheit der SchülerInnen und LehrerInnen und Eltern
Heute sind Schulen hierarchisch und ohne echte Mitbestimmung organisiert. Schüler sind vom Wohlwollen der LehrerInnen abhängig und LehrerInnen müssen unterrichten, was ihnen der Lehrplan vorschreibt. Aber wer, wenn nicht die »Betroffenen«, also SchülerInnen und LehrerInnen, könnten gemeinsam und gleichberechtigt entscheiden was sinnvoll zu lernen ist. Gleichberechtigung statt Machtstrukturen sind Grundlage gegenseitigen Respekts!


Alternative Unterrichtsformen aufbauen

Frontalunterricht ist pädagogisch gesehen schwachsinnig, erzieht zum blinden Gehorsam und lässt kaum Raum für Eigeninitiative. Projektarbeit, Gruppenarbeit, lernen in der »realen Welt«, statt in stickigen Klassenzimmern ist lehrreicher und bringt deutlich mehr Spaß. Wir erkunden selber was uns interessiert, die Lehrerin und der Lehrer kann uns dabei unterstützen.


Unternehmen raus aus den Schulen

- Keine Privatisierung
- Kein Verkauf von Schulgebäuden
- Keine Werbung an Schulen
Über Sponsoring und Werbung nimmt der Einfluss der Konzerne auf staatliche Schulen und Unis immer mehr zu. In vielen Bundesländern sorgen in den Hochschulräten der Unis zum Großteil externe Wirtschaftsvertreter für eine Lehre in ihrem Sinne, Drittmittel fließen nur in wirtschaftlich interessante Fakultäten. Statt unabhängig und gesellschaftlich Sinnvolles zu lernen, wird immer mehr das gelehrt, was den Interessen einiger Unternehmen entspricht: So macht der Energiekonzern Vattenfall, der gerade in Hamburg ein neues Kohlekraftwerk baut, Schultouren wo er über Klimaschutz »aufklärt«.


Weg mit dem dreigliedrigen Schulsystem - Eine Schule für alle

Das dreigliedrige Schulsystem bestimmt schon nach der Grundschule deinen Lebenslauf. »Tut mir leid, du musst auf die Hauptschule« – könnte auch heißen: »Du kannst schon mal üben wie man Hartz IV Anträge formuliert«. Viele Talente verkümmern, und Leute, die sich nicht in das derzeitige Bildungssystem einpassen, werden einfach aussortiert. Eine Schule für Alle könnte bei kleinen Klassen und viel Lehrpersonal auf die unterschiedlichen Vorlieben und Fähigkeiten eingehen, ohne zu selektieren.


Abschaffung der Noten

Noten bauen Druck auf und dienen lediglich dazu, Menschen in eine bestimmte Schublade zu stecken – nicht der Entwicklung von Fähigkeiten. Ausführliche Kritik kann einem die persönlichen Fortschritte aufzeigen und erklären wo und was noch ausbaufähig ist.


Wer soll das finanzieren

Seit Jahren wird von Politik und Wirtschaft behauptet, dass nicht genügend Geld da sei. Für bankrotte Banken werden aber schnell mal 500 Milliarden Euro locker gemacht. Dagegen sind die vom DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) akut geforderten 30 Milliarden für das Bildungssystem Peanuts. Das Geld ist also da, aber es wird lieber für Statussymbole, wie z.B. die U4 oder die Elbphilharmonie verprasst. Deswegen müssen wir selber für unserer Interessen eintreten und Druck machen: Wir sind nicht bereit für die Krise dieses Systems zu bezahlen!


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